Josef Pöll
Adresse: Riedlingsdorf 278
Geboren: 18.11.1916
Gefallen: 17.5.1942
Einheit: 10./ IR131
Division: 44.Infanteriedivision
Dienstgrad: Unteroffizier
Todesort: Petrowskoje/Ukraine
Grablage: Reihengrab Waldstück 4,5 km ostwärts Petrowskoje/Charkow
(Zustand unbekannt) Berichte: Josef Pöll war Angehöriger der 10.Kompanie des IR131 das zur 44.Infanteriedivision gehörte. Diese Division war im Winter 1941/42 im Rahmen der 6.Armee östlich von Charkow eingesetzt und hat dort an entscheidender Stelle die nördliche Flanke des russischen Einbruchsraumes von Isjum gehalten. Im Frühjahr versuchten sowohl die deutsche als auch die sowjetische Armee im Raum Charkow offensiv zu werden, wodurch sich nach anfänglichen Rückschlägen für die deutsche Seite die Kesselschlacht bei Charkow entwickelte, die mit einer verheerenden sowjetischen Niederlage geendet hat. Das IR 131 hat bei dieser Schlacht an entscheidender Stelle gekämpft und wie dem folgenden Bericht aus der Geschichte der 44.Division zu entnehmen ist, einen hohen Blutzoll entrichtet:
"Der russische Stoß kam so unerwartet und hart, daß die deutschen Linien überrannt wurden. Erst 20km vor Charkow gelang es der schnell herangeführten 3. und 23.PD sowie der 71.ID, in deren Verband das IR131 kämpfte, den nördlichen Zangenarm zum Stehen zu bringen...
Den Abschnitt der 44.Division sollte Anfang Mai für die bevorstehende deutsche Offensive die aus Frankreich herangeführte 71. Division übernehmen. Das IR 131 war gerade zu jenem Zeitpunkt in Balakleja durch das IR 194 abgelöst worden, als der russische Angriff nördlich und südlich von Charkow losbrach. Für das IR 194 wurde nun das IR 131 der 71.ID unterstellt und am 12.5. von Balakleja über Mospanowo-Malinowka-Tschugujew-Sarosnoje in den Raum Nepokrytaja in Marsch gesetzt, wo es am 15. eintraf...
Die 71.ID kam an der Babka mit Front nach Osten zur Sicherung des zurückgewonnenen Raumes zum Einsatz...
Der folgende Tag, der 17., sollte für das IR 131 einer der verlustreichsten Tage werden. Nach starken Artillerie- und Granatwerfereinsatz griff der Feind in immer neuen Wellen an. Nur unter schweren Verlusten, das Regiment verlor um Nepokrytaja 103 Mann an Toten und 27 an Verwundeten, konnte die Stellung gehalten werden."
Karte mit dem Kampfgebiet um Petrowskoje (Quelle: Divisionsgeschichte 44.ID)
Zum Vergleich unten die Karte aus dem Nachlaß von Josef Pöll. Am Ostrand des Waldes von Höhe 214,3
ist Josef Pöll zusammen mit anderen Gefallenen der IR 131 begraben.
Leutnant Ernst Frank, ein Offizier aus Josef Pölls 10.Kompanie, hat folgenden Brief an die Gattin geschrieben:
"Im Felde, den 28.5.1942
Sehr geehrte Frau Pöll!
Erst heute bietet sich mir die Gelegenheit, Ihnen davon Mitteilung zu machen, daß Ihr Mann unser guter Kamerad, der Unteroffizier Josef Pöll, in Erfüllung seiner Pflicht für Führer und Vaterland am 17. Mai 1942 den Heldentod fand. Die Kompanie hatte am 15. Mai schwere Kämpfe nordostwärts Charkow zu bestehen. Bei dem Angriff auf einen kleinen Hügel, aus einem Wald heraus traf Ihren lieben Mann das tödliche Geschoß des Feindes, ein Brustschuß machte seinen jungen Leben ein Ende. An der Spitze seiner Truppe war er seinen Leuten Führer und Vorbild. Die Tatsache ist umso tragischer, als er erst vor kurzem wieder zu unserer Kompanie zurückkam. In der kurzen Zeit hatte er sich wieder recht gut eingelebt und fühlte sich sehr wohl unter seinen alten Kameraden.
Ich habe Ihnen nun diesen schweren Verlust mitgeteilt und finde keine rechten Worte, die Ihnen Trost sein könnten, Ihren Schmerz lindern und Sie stark machen könnten in Ihrer Trauer. Ich kann Ihnen nur sagen, daß wir einen lieben Kameraden verloren haben, der in unserer Erinnerung weiterleben wird.
Im Namen der Kompanie spreche ich Ihnen mein tiefempfundenes Beileid aus. Ich versichere Ihnen, daß Ihr Mann noch als Kamerad bei uns lebt. Er hat alles gegeben,...(Anmerkung des Verfassers: die nun im Brief angegebenen Propagandafloskeln werden nicht zitiert)
Der Verlust ist schwer und die Trauer zuerst nicht zu ertragen und doch hebt uns eines aus dem großen Leid heraus, daß ist die Erinnerung an schöne glückliche Stunden, daß ist das Gedenken an Tage und vielleicht Jahre, die Sie mit Ihrem Manne glücklich waren. Diese Erinnerung sei Ihnen Trost und Kraft zugleich, das schwere Leid zu tragen.
Ich spreche Ihnen nochmals meine innigste Teilnahme aus und bin mit den besten Wünschen in dieser schweren Zeit.
Ernst Frank, Leutnant"
Die obige Karte stammt aus dem Nachlaß von Josef Pöll und zeigt noch einmal den Wald östlich von Höhe 214,3
mit der Grablage. Das 'X' wurde vermutlich von Leutnant Frank auf der Karte eingezeichnet.
Über den Tod von Josef Pöll gibt es ferner einen Hinweis in einem Brief von Adolf Kaipel, der diesen an seine Schwester Maria am 19.5.1942 geschrieben hatte:
"Liebe Schwester!
Endlich komme ich wieder dazu einige Grüße zu schreiben. Auch erhielt ich heute an meinem Geburtstag Deinen Brief.
Aber, liebe Schwester, ich muß Dich vorbereiten, das Schicksal ist unbarmherzig. Pöll Josef, der Mann von Fleck Liesl Nr.55, ist vorgestern gefallen. Jetzt bin ich schon solange Soldat, doch so schlimm war es noch nie. Ich bin auf alles gefaßt...
Bisher sind 240 russische Panzer im Raum Charkow vernichtet worden..."
Zwei Monate nach diesem Brief ist auch Adolf Kaipel gefallen und als das Jahr zu Ende ging, war die gesamte 44.Infanteriedivision im Kessel von Stalingrad dem Untergang nahe.
Das Grab von Josef Pöll konnte bis jetzt vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge noch nicht gefunden werden. Da es aber sehr gut dokumentiert ist, besteht die Hoffnung, daß Josef Pöll und seine Kameraden eines Tages auf den großen Sammelfriedhof nach Charkow umgebettet werden.
Quellennachweis:
Kriegerdenkmal, Sterberegister Gemeinde Riedlingsdorf, Brief von Kaipel Adolf, Nachlaß von Josef Pöll, Divisionsgeschichte 44.ID